Der Technische Einkauf: So wird er zum Wertschöpfungsmotor

Technischer Einkauf

Technischer Einkauf: So wird er zum Wertschöpfungsmotor

Gerade habe ich das erst wieder von einem Kunden gehört “Der Einkauf tippt doch nur Bestellungen”, weil er einen professionellen Einkauf nicht kannte und sich diesen auch nicht vorstellen konnte. 

Auch Philipp Raasch, der “Autopreneur” sagte kürzlich in seinem Podcast vom 20.07.2025: 

„Einkauf und Entwicklung arbeiten nicht optimal zusammen“ – wir verlieren deswegen 

weltweit den Anschluss. Es wird in „Silos“ gearbeitet, ich nenne das gern „Abteil“-ungen. Da ist etwas abgeteilt, was eigentlich zusammengehört und eng verzahnt sein muss.

Vor diesem Hintergrund ist es wichtig sich die Kooperationsmodelle innerhalb der Unternehmen genau anzuschauen um wertschöpfend zu arbeiten. 

Der Technische Einkauf als Schlüsselfunktion

Wie aber transformieren wir die „Abteil“-ungen in ein funktionierendes Netzwerk? Ein Schlüssel hierzu ist den technischen Einkauf als Schnittstellenmoderator zu etablieren und die verschiedenen Funktionen auf eine Augenhöhe zu heben.

Technische Einkauf als Schlüsselfunktion

Ich spreche gern vom technischen Einkauf als „Drehscheibe im Unternehmen“.  Wenn man nun im Einkauf und an den Schnittstellen der Funktionen (statt „Abteil“-ungen) Mitarbeiter platziert, die dieses Netzwerk intelligent „bespielen“ können, dann eröffnen sich oft vorher undenkbare Möglichkeiten. 

Hier wird der Unterschied zum Einkäufer, der nur Bestellungen tippt, klar. Zwar ist dieser Einkäufer mit der benötigten Qualifikation im Netzwerk oft teurer als der, der nur Bestellungen tippt, in der Gesamtbetrachtung rechnet sich eine solche Investition aber. 

3 Schritte zu einem erfolgreichen Team

1. Optimiere das Team: der Einkauf kann sonst nur wenig ausrichten   

Von einem technischen Einkäufer wird ganz selbstverständlich erwartet, dass er bei technischen Diskussionen mithalten kann und entsprechend mit den Entwicklern und den Lieferanten sprechen kann. Aber z.B. bei den Entwicklern gibt es, meiner Erfahrung nach, auch heute noch viele, die sich wenig für wirtschaftliche Zusammenhänge interessieren. Nach dem Motto „Entwickler entwickeln technische Lösungen und die Erreichung der Zielpreise ist Sache der Kaufleute“. Cross-funktionales Denken ist somit das A und O für ein erfolgreiches Entwicklungsprojekt. 

2. Teamfähigkeit und Cross-funktionales Denken

An allen Schnittstellen des Netzwerkes müssen Mitarbeiter mit dem entsprechenden Grundverständnis für die anderen Funktionen platziert werden. Dazu gehört das passende „Mindset“ für cross-funktionale Zusammenarbeit und eine gewisse „Spielfreude“. Dann macht es unglaublich viel Spaß, sich in solchen Teams voll einzubringen und gemeinsam Erfolg zu haben. 

3. Der technische Einkauf mit der Entwicklung als Wertschöpfungsmotor 

Der Einkauf hat Kontakte zur eigenen Entwicklung und Produktion und außerdem zu der gesamten Lieferantenbasis!!! 

Der Einkauf kann also das technische und das Fertigungs-Know-how der Lieferantenbasis in den Produktentstehungsprozess einbringen. 

So gibt es schnelle Feedback-Schleifen, wie etwas besser und preiswerter gefertigt werden kann. Wertschöpfungstiefe und Gleichteilekonzepte können diskutiert werden, bis hin zu einem Value Engineering

 

Statte das Team mit dem richtigen Werkzeugkasten aus

Analog zum Silodenken in Projektteams, wird im Wasserfallmodell immer schön nacheinander abgearbeitet, „parallele Arbeitspakete“ gibt es wenige. Dadurch werden die Entwicklungszeiten viel zu lang und die Entwicklung wird gleichzeitig zu teuer. Der Markteintritt verzögert sich und schlimmstenfalls sind die neuen Features schon wieder veraltet, weil der Wettbewerb diese bereits in den Markt eingeführt hat. Also eine Katastrophe auf der ganzen Linie. 

Eine Lösung hierfür ist das agile Projektmanagement und alle Mischformen, welche sich, ursprünglich aus der Software-Entwicklung entstanden, mittlerweile in vielen anderen Arbeitsbereichen etabliert haben.

Speziell die Software-Entwicklung funktionierte mit dem Wasserfallmodell schon lange nicht mehr. Es ist oft nicht möglich, erst ein detailliertes Lastenheft mit allen gewünschten Funktionen im Detail im Voraus zu erstellen und dann ohne Änderungen abzuarbeiten. 

Es ist sinnvoller, zunächst „nur“ die Grundfunktionen und den Rahmen abzustecken und zu definieren. Dann startet ein sogenannter Sprint: Eine bzw. mehrere Teilaufgaben werden spezifiziert und jeweils ein Ergebnis dazu wird in kurzer Zeit erarbeitet. Dann trifft sich das Team, schaut sich das Ergebnis an und definiert das weitere Vorgehen wieder in Form von einem Sprint. So muss nicht alles vor dem Entwicklungsstart im Detail spezifiziert werden, die Entwicklung startet viel früher, wird schneller und flexibler. Durch die Sprints gibt es immer wieder Feedback-Schleifen. 

Speziell bei der Software-Entwicklung verändert sich während der Entwicklungszeit das sehr dynamische Hardwareumfeld und eröffnet ständig neue technische Möglichkeiten, welche dann eventuell nicht mitberücksichtigt werden. Bei der agilen Entwicklung fließen innerhalb des iterativen Prozesses Veränderungen auf dem Markt jedoch ein und es wird sichergestellt, dass die Produkte nicht bereits beim Markteintritt veraltet sind. 

Es ist somit immanent wichtig, dass sich die Projektteam-Mitglieder, und speziell der technische Einkauf, in diesem Umfeld bewegen können. 

„Agiles Projekmanagement ist doch nur eine Modeerscheinung“

Ja, es sind viele sogenannte agile Entwicklungsprojekte komplett aus dem Ruder gelaufen – weil aber selbstverständliche Dinge sträflich vernachlässigt wurden: 

  • ganz ohne Grob-Lastenheft und Aufgabenbeschreibung geht es nicht
  • die Sprints müssen gut geplant werden und aufeinander aufbauen
  • die Dokumentation des Entwicklungsprozesses kann schlank sein, ganz ohne geht es aber nicht
  • die Projektteammitglieder müssen geeignet und geschult sein 

Für weitere Infos empfehle ich https://key2agile.de. „key2agile ist ein Netzwerk von agilen Experten, Trainern und Beratern initiiert von Alexander Schaaf und gegründet mit Valentin Nowotny.“

Ich habe bereits in 2019 einen Workshop von Alexander Schaaf und Valentin Nowotny in Berlin besucht. Das war eine prägende Erfahrung für mich. 

Der technische Einkauf ist das, was man daraus macht

Um Bestand in einer komplexen Welt zu finden ist es wichtig die losen Enden einerseits in der Hand zu behalten. Kommunikation und Verständnis zwischen den Akteuren ist hierbei der Schlüssel zum Erfolg komplexer Projekte. Andererseits erfordert die Volatilität unserer Umwelt ein immer schnelleres Handeln, um mit dem Markt mithalten zu können. Agiles Projektmanagement stellt hierbei sicher die losen Enden planvoll miteinander verflechten und gleichzeitig neue Fäden immer wieder mühelos aufnehmen und mitverarbeiten zu können.

👉Euer technischer Einkauf platziert immer noch vor allem Bestellungen und wird von der Entwicklung nicht ernst genommen? Wir diskutieren gern mit Euch, wie Ihr von der Ist-Situation ausgehend das Optimum für Eure Firma erreicht.

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Manfred ist Interim Manager, spezialisiert auf technischen Einkauf in der Industrie. Nach insgesamt 5 Jahren als Entwicklungsingenieur und Projektleiter folgten viele Jahren bei namhaften Firmen im Einkauf: in verschiedenen Funktionen und in mehreren Branchen. Aktuelle Themen sind Strategie und Transformation Einkauf, Verfügbarkeit und risk management, Lieferzeiten und natürlich immer Einkaufs- bzw. Herstellpreise. Manfred gründet und leitet gern cross-funktionale, bereichsübergreifende Teams für strategische Projekte, z.B. zum value engineering, design to cost, Wertschöpfungstiefe sowie zum Corporate Procurement.

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