Vor einigen Tagen, am 06. Januar, war der Drei-Königstag und viele Sternsinger liefen von Haus zu Haus, um diese zu segnen.
“Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.”
So rein aus Supply Chain Sicht waren die Geschenke ja nett gemeint, aber wer hatte die eigentlich bestellt? Und wie sah das mit der Qualitätskontrolle aus? Nicht, dass der Weihrauch dem Jesuskindlein in den Augen brannte. Im Übrigen war die Charge auch recht mickrig für die weite Logistikkette, da hätte es sicherlich Optimierungsmöglichkeiten gegeben – nun gut.
Aber was haben Caspar, Melchior und Baltasar mit dem Thema Lieferantenmanagement zu tun?
Lieferantenmanagement – wirklich so trocken wie Wüstensand?
Ein Teil des Strategischen Einkaufs ist der große Themenblock des Lieferantenmanagements.
Dieser wird unterteilt in
- Lieferantenauswahl/-anlage
- Lieferantenbewertung
- Lieferantenrisikomanagement und die
- Lieferantenentwicklung
- Lieferanten Phase-Out
In Zeiten des LkSG ist speziell das Thema der Lieferantenbewertung und des Lieferantenrisikomanagements wieder interessant.
Die wenigsten Unternehmen werden es sich leisten können alle Ihre Lieferanten gleich gut zu managen. Was aber, wenn das Risiko gar nicht bei dem Lieferanten steckt, mit dem wir den meisten Umsatz machen? Was, wenn meine Produktion steht, wenn ein O-Ring fehlt?
Klar, manche Produkte sind schnell und einfach substituierbar, aber haben wir wirklich im Blick, welche Teile schnell und einfach zu ersetzen sind und welche bei einem Ausfall mehr Aufwand erfordern würden?
Das heißt, am Anfang der Lieferantenbewertung steht zunächst einmal die Bewertung, welche Wichtigkeit der Lieferanten und die gelieferten Waren und Dienstleistungen für uns haben.
Diese Kategorisierung ist oft mit viel kleinteiliger Arbeit verbunden, oder aber wir investieren in ein Tool wie Coupa, Jaggaer oder SAP Ariba, die mittlerweile alle mehr oder weniger KI gestützte Warengruppen- und Lieferantenanalysen zu Verfügung stellen.
In beiden Fällen müssen wir unter vielen anderen die folgenden Fragen beantworten:
- Welche Lieferanten liefern welche Warengruppen und Teilekategorien?
- Welche Waren oder Dienstleistungen hätten bei einem Ausfall eines Lieferanten welche Auswirkung auf die Produktion oder den Umsatz des Unternehmens?
- Welche Reputationsrisiken gäbe es bei mangelhaften oder zu späten Lieferungen?
- Wie schnell ließen sich Lieferanten bei einem möglichen Ausfall ersetzen?
- Welche Kennzahlen zur Bewertung der Lieferanten müssen auch in Verträgen verankert werden?
Bevor wir jetzt zu tief in den letztlich doch sehr kleinteiligen Prozess des Lieferantenmanagements einsteigen würden, möchten wir lieber auf einen anderen Aspekt des SRM-Themas eingehen.
Denn was nicht zu vernachlässigen ist, ist die Beziehung zu meinen Lieferanten.
Mit Gold, Weihrauch und Myrrhe
Nehmen wir uns doch ein Beispiel an den drei Königen aus dem Morgenland, die übrigens der Überlieferung nach Sterndeuter einer babylonischen Priesterkaste waren.
Alle drei Gaben haben eine tiefere Bedeutung, die wir auch in unserem täglichen Miteinander mit unseren Lieferanten nutzen können:
- Gold symbolisiert den Reichtum und Wohlstand.
Natürlich sind wir im Einkauf immer angehalten Einsparungen einzufahren. Letztlich geht es aber um das beste Preis-Leistungsverhältnis und nicht um den billigsten Kauf. Daher sollten wir im Lieferantenmangement auf die Wertigkeit der gelieferten Produkte achten. Überdurchschnittliche Leistungen sollten belohnt werden. Die nachhaltige Rendite sollte im Fokus der Zusammenarbeit stehen.
- Weihrauch symbolisiert die Anbetung und Reinheit
Eine Kultur der Anerkennung und Wertschätzung mit unseren Lieferanten hilft oft besser als jede Zahl, die ein System oder eine Exceltabelle auswirft. Regelmäßige Feedback-Mechanismen helfen die Partnerschaft kontinuierlich weiterzuentwickeln und zu verbessern.
- Myrrhe symbolisiert das Opfer und die Hingabe
Statt trocken Exceltabellen zu füllen, nutzen wir unsere kostbare Zeit doch lieber in eine Haltung der Hingabe, wenn es darum geht, gemeinsam Ziele zu erreichen.
Mit diesem Ansatz betonen wir nicht nur die geschäftlichen Aspekte, sondern auch zwischenmenschliche und ethische Dimensionen der Zusammenarbeit.
Auch steckt im Symbol der Myrrhe der Aspekt der Kulanz, der Bereitschaft also Unannehmlichkeiten oder Schwierigkeiten auf sich zu nehmen, um einem höheren Ziel, der langfristigen, erfolgreichen Zusammenarbeit zu dienen. Und ist es nicht viel wichtiger einen Lieferanten zu haben, der sich für unsere Firma im Fall der Fälle im übertragenen Sinne ein Bein ausreißt, als die 2% mehr Einsparungen einzufahren?
In diesem Sinne, was habt ihr Euch beruflich und privat für das neue Jahr vorgenommen? Was steht auf Eurer Agenda 2024?