Interview mit Peter Stock, Senior Procurement Engagement Manager Deutschland – Österreich – Schweiz, Microsoft Deutschland GmbH
In vielen Unternehmen wird Einkauf und Beschaffung eher als notwendiges Übel, denn als wertschöpfendes Element betrachtet. Das kann gefährlich sein. Microsoft hat das erkannt und gibt Einblicke, wie der Change funktionieren kann.
Wir haben mit Herrn Stock über folgende Themen gesprochen:
- Engagement
- Herausforderungen und Lösungsansätze
- Internationale Verhandlungen
- Risikomanagement
- Anforderungen an Lieferanten
Hier ist die gekürzte Version unserer Unterhaltung:
Panzer Consulting:
Herzlich Willkommen bei den ProcurementBuddies., dem Einkaufsblog von Panzer Consulting und Neusta Enterprise Services.
Mein Name ist Massimo Marano von Panzer Consulting und wir haben heute zu Gast Herrn Peter Stock, Senior Procurement Engagement Manager Deutschland – Österreich – Schweiz bei Microsoft Germany. Guten Tag Herr Stock.
Peter Stock:
Guten Tag. Genau, ich bin verantwortlich für den strategischen Einkauf dieser Region. Ich bin verantwortlich für alle Categories across the Company mit einem durchschnittlichen Einkaufsvolumen p.a. von €400 M und berate unsere Business Units, an der Herangehensweise im strategischen Sourcing, im Supply Relationship Management und – Gott sei Dank selten – bei Eskalationen mit unseren Dienstleistungspartnern. Wir arbeiten daraufhin, dass wir uns gegenseitig im Business langfristig weiterbringen.
Panzer Consulting:
Seit wann sind Sie bei Microsoft?
Peter Stock:
Untypisch für eine US-Firma -im 26. Jahr. Ich habe viele Höhen und manche Tiefen bei Microsoft mitgemacht. Es macht immer noch Spaß, weil Microsoft ein sehr agiles Umfeld mit extrem cleveren Leuten bietet, die mit mir wunderbar zusammenarbeiten.
Panzer Consulting:
Und war es für Sie von vornherein klar, dass Sie im Einkauf bzw. im Procurement arbeiten?
Peter Stock:
Man kommt zu verschiedenen Aufgaben ein bisschen wie die Jungfrau zum Kinde. Zunächst war ich im vorigen Unternehmen schon im Einkauf tätig, habe allerdings bei Microsoft im Real Estate Management angefangen und bin dann 2000 zusätzlich in den Einkauf eingestiegen.
Panzer Consulting:
Bei dieser Position, in einem der bekanntesten Unternehmen, was sind die wichtigsten täglichen Herausforderungen?
Peter Stock:
So viel Zeit haben wir jetzt glaube ich gar nicht, was die Herausforderungen anbelangt, aber es ist wahnsinnig wichtig, dass man als Einkaufsverantwortlicher im Unternehmen sehr gut vernetzt ist. Die große Herausforderung für Einkäufer ist – und ich glaube, ich spreche für alle, die dies jetzt lesen oder hören- dass wir
- zu spät eingebunden werden
- nicht die genügende Transparenz haben
- in unterschiedlichen Märkten ständig unterwegs sind
- schauen müssen, wie unser strategischer Ansatz zu dem passt, was das Business im Operativen tut.
Zu allem braucht man
- eine gewisse Erfahrung
- ein starkes Netzwerk, welches Procurement als wertschöpfenden Partner erachtet, um einen Value Add für das gesamte Unternehmen zu finden
Panzer Consulting:
Was bedeutet für Sie Engagement?
Peter Stock:
Ich warte nicht darauf, dass irgendjemand kommt und sagt: „Ich werfe dir jetzt ein Projekt auf den Tisch.“ Procurement ist keine Ad-Hoc Aufgabe, sondern ein permanenter Prozess, der viel Zuhören und Verständnis für das Business verlangt. Gute Erfolge gemeinsam mit Procurement werden nicht zwischen Unternehmen, sondern zwischen handelnden Personen gemacht sowohl nach innen als auch außen. Procurement braucht immer einen Seat at the Table, um nicht Feuerwehr zu spielen. Je besser das Engagement mit dem Business, umso größer die Kohlen, die man noch gemeinsam aus dem Feuer holen kann.
Panzer Consulting:
Sie haben Kontakte in unterschiedliche Kulturkreise. Möchten Sie uns einen Einblick in die internationalen Verhandlungen geben?
Peter Stock:
Ja, für europäische Verhandlungen. Ich finde es immer lustig, wenn meine US-amerikanischen Kollegen sagen: “Du in Deutschland kannst ganz leicht Österreich und Schweiz mitmachen“. Da wird in USA verkannt, dass die Kultur in Wien und in Zürich eben auch eine andere ist und auch in Deutschland nicht homogen ist. Wichtig ist, wie man auf die Leute eingeht, dass man zuhört, versucht sich auch kulturell in die Bedürfnisstruktur des Businesses einzuleben und dann Hilfeleistung gibt und das funktioniert im internationalen Umfeld genauso wie in Deutschland. Spezifika gibt es im Umgang mit dem Mutterhaus, aber wenn man das länger als zwanzig Jahre macht, kann man auch speziell mit US-amerikanischen Kollegen und Kolleginnen vertrauensvoll zusammenarbeiten.
Panzer Consulting:
Das heißt auch im Einkauf sind interkulturelle Kompetenzen wichtig …
Peter Stock:
…definitiv und immer mehr. Es steht und fällt aber mit der Person, die handelt.
Panzer Consulting:
Kommen wir zu den Lieferanten. Welche Voraussetzungen müssen sie mitbringen, damit sie für Microsoft arbeiten können?
Peter Stock:
Lieferanten müssen vor allen Dingen eine gewisse Agilität mitbringen, um in die extrem innovative Umgebung von Microsoft zu passen, da wir sehr stark quartalsgetrieben sind. Wenn ich an KI denke, an chatGPT, Azure und Cloud, worüber vor einigen Jahren noch kein Mensch gesprochen hat. Dafür brauchen wir Dienstleister und dann liegt es an uns, zusammen mit den Dienstleistern eine Plattform zu schaffen, die auf die neuen technischen Herausforderungen eingehen kann, also nochmal Agilität, sich einstellen auf veränderten Rahmenbedingungen bei Microsoft, heißt für uns auch die Supply Base immer wieder anzupassen. Im Coronazeitalter hat sich die Eventbranche komplett verändert. Also, wir haben vorher Partner-, Kundenkonferenzen, große Kongresse, Messen veranstaltet und wir mussten das mit unseren Marketingpartnern komplett neu überdenken. Das ist die Agilität, die wir erwarten und dass sich unsere Dienstleistungspartner auf uns einstellen. Wir erwarten von den Vertragspartnern, dass sie einen anderen Blick auf das Business haben als Microsoft. Dass uns diese Partner sagen, was wir besser tun können und dass wir gemeinsam lernen und man nicht auf Anweisungen von uns wartet. Bei Quarterly Business Reviews mit unseren Partnern, möchte ich nicht, dass die Zahlen an die Wand geworfen werden, sondern ich will eine Interpretation, ich will eine Handlungsanweisung aus den Learnings des zurückliegenden Zeitraumes, um zu sagen, das haben wir festgestellt: Microsoft mache dir Gedanken wie wir gemeinsam weiterkommen können.
Panzer Consulting:
Sie haben Corona angesprochen …
Peter Stock:
…ja …
Panzer Consulting:
…was ändert sich gerade im Einkauf, auch mit dem Blick auf die Pandemie und auf das Weltgeschehen?
Peter Stock:
Wir mussten alle lernen, den Blick zu verändern. Möglichst wenig Supplier, Bündeln von Ausgaben, Spend, Budgets um eine Einkaufsmacht zu entwickeln kann der falsche Weg sein, wenn man eine reduzierte Anzahl von Dienstleistungspartnern hat, dann dort der eine oder andere wegbricht und man in schwierigen Zeiten die Supply Base umstellen muss. Ich denke eines der Learnings war ganz einfach: sich noch mehr mit der Supply Base auseinander zu setzen, um über mögliche Eventualitäten, Stichwort Risk Management, um auch für die Zukunft gewappnet zu sein.
Panzer Consulting:
Vielen Dank. Gibt es jetzt etwas, was Sie noch hinzufügen möchten?
Peter Stock:
Nein, und trotzdem vielen Dank für die Möglichkeit, hier zu Wort zu kommen. Ich hoffe, dass die Ausführungen in aller Kürze für Sie Herr Panzer, für Sie Herr Marano, aussagekräftig genug waren, natürlich auch für die Audience. Ich freue mich immer noch im Einkauf zu sein. Ich finde es eine wahnsinnig erfrischende Tätigkeit, weil man über die gesamte Unternehmung hinweg doch Einblicke gewinnt und so Aktivitäten bündeln kann. Also, wenn das menschliche Miteinander funktioniert, ist es eine Aufgabe, die für jeden reizvoll sein kann.
Panzer Consulting:
Wir bedanken uns auch, Herr Stock und sagen einen schönen Tag und auf Wiedersehen.
Peter Stock:
Ihnen auch, vielen Dank. Auf Wiedersehen.
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