Am Jahresende lassen wir traditionell unser Jahr Revue passieren und überlegen, was war gut, was war schlecht? Was ließe sich im nächsten Jahr verbessern und was möchten wir ganz genau so wieder umsetzen oder erleben?
Ein Thema, welches wir immer wieder bei unseren Kunden sehen, ist die Innovationsentwicklung gemeinsam mit den Lieferanten. Hierbei ist es insbesondere immer wieder erstaunlich wie schwierig es doch ist, innovative Gedanken anderen mitzuteilen und klarzumachen. Nicht zu sprechen von der Umsetzung dieser Idee.
Eine Grafik, die in diesem Zusammenhang immer wieder auftaucht, ist der „Tree-Swing-cartoon“. Dieser wurde erstmals 1989 in einem Buch abgebildet (Total Quality Management, J.Oakland), seitdem in mannigfaltiger Ausführung immer wieder zu sehen und bringt die Sache mit der Spezifikationsabstimmung auf den Punkt.
Abbildung 1: Wie IT Projekte funktionieren.
Wie schön wäre es da doch, wenn wir nicht mehr unsere Gedanken den Lieferanten mitteilen müssten, sondern die Lieferanten unsere Bedarfe per KI antizipieren und dann auch noch eigene Innovationen reinbringen könnten. Nie mehr drei, vier Musterrunden und kein meterlanger Mailverkehr zur Abstimmung. Sofort das finale Produkt zum Testen. Und natürlich wäre es nachhaltig produziert.
Doch bevor wir jetzt alle unsere Lieferanten kontaktieren, um sie von unserer überaus wegweisenden Idee zu überzeugen, würden wir das erstmal durchdenken wollen. Und was ist zurzeit naheliegender als Weihnachten!
Was könnte eigentlich passieren, wenn wir eine KI unsere Wünsche antizipieren lassen würden?
Also stellen wir uns ein kleines, mittelständisches Unternehmen vor, welches seinen Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten zu Weihnachten etwas Gutes tun möchte. Wo normalerweise eine Armada an Assistenten damit beschäftigt wird, geben wir genau diese Aufgabe der im Unternehmen etablierten KI an die Hand.
Nun analysiert die KI alle relevanten Daten und kommt zu dem Schluss, dass ein großer Bedarf in der Mitarbeiterausstattung in den letzten 3 Jahren Masken waren – das scheint ja statistisch wirklich relevant und etwas für Menschen gewesen zu sein. Nun, die Aufgabe war ja zusätzlich, dass es ein Weihnachtsgeschenk sein soll. Gerechnet – Bestellt.
Am 15.12., pünktlich zur angesetzten Weihnachtsfeier des Unternehmens, öffnen die verantwortlichen Mitarbeiter das gelieferte Paket und was sehen sie? Wunderschöne Muster, mit Gold und Silber, Tannenbäumen und Weihnachtssternen, und auch filigrane Zeichnungen von Christbaumkugeln dürfen natürlich nicht fehlen – gedruckt auf den Mund-Nasenschützern, also den Masken.
Ratlosigkeit macht sich breit – eigentlich waren alle, bis auf Horst aus der Buchhaltung, der schon wieder seit Mitte Oktober nur noch mit Mundschutz ins Büro kommt, ganz froh die Lappen los zu sein. Also Verwenden ist keine Lösung! Rückversand wäre doch etwas – aber da die KI aus dem Einkauf auch darauf programmiert ist möglichst billig einzukaufen, wurde eine Rücknahme ausgeschlossen. Da ist guter Rat teuer, wenn sich das Unternehmen nicht an der thermischen Verwertung von Maskenrestbeständen Deutschlands ein Beispiel nehmen will.
Wir lassen an dieser Stelle mal offen, wie die Szenerie aufgelöst hätte werden können und geben Euch stattdessen einen Buchtipp für die Feiertage mit. Im Buch „Qualityland“ von Marc-Uwe Kling wird nämlich die Auflösung einer ähnlich unerwünschten Lieferung überaus skurril dargestellt und weit witziger, als wir dies hier können.
Daher belassen wir es an dieser Stelle bei diesem kleinen Gedankenspiel. Wer schon einmal mit KIs wie ChatGPT gearbeitet hat weiß, ganz ohne Nachbearbeitung geht es dann doch nicht. An einigen Stellen merkt man, dass die künstliche Intelligenz doch noch nicht so intelligent ist. Nichtsdestotrotz ist es immer wieder erstaunlich, in welcher Zeit die KI welche Aufgaben erledigen kann. Wir denken, dass wir in den nächsten Jahren hier noch viele hochinteressante Innovationen erleben werden, die wir gerne mit Euch zusammen mitgestalten.
In diesem Sinne wünschen wir erstmal ganz analoge, besinnliche Feiertage.