Bis vor ein paar Jahren galt in der Industrie die Prämisse möglichst geringe Lagerbestände und möglichst schlanke Lieferketten als Lean-Maßnahmen umzusetzen. Auch die Reduktion des Lieferantenstammes ist immer wieder ein (Effizienz-)ziel im Einkauf, und so wird schon mal der Single-Source Lieferant toleriert, weil „funktioniert ja!“ und dient einem KPI.
Nun ist es aber im Leben nun mal so, dass Themen selten eindimensional sind, und so verhält es sich wie mit einer Wippe: Springt der eine zu sehr auf die eine Seite (Effizient) fliegt der andere in hohem Bogen in den Kies (Kosten). So geschehen bei einem unserer Kunden.
Second Sourcing für teilweise vulkanisierte Drehteile
Unser Kunde Stromag GmbH bat uns eine Alternative zu finden für teilweise vulkanisierte Drehteile. Als Single Source war der bestehende Lieferant nicht bereit der Forderung nach Preisreduzierungen zu folgen. Wer sich unersetzbar fühlt, weil keine Second Source verfügbar ist, braucht keine Lösungen zu finden oder Zugeständnisse zu machen. Zudem kam es aufgrund eingeschränkter Produktionskapazität immer wieder zu Lieferengpässen und Terminproblemen. Die bisherigen Anstrengungen des Kunden Alternativlieferanten zu finden, blieben erfolglos. An dieser Stelle sollten wir mit unserer Expertise unterstützen und das Problem lösen.
Mit einer Second Source zu mehr Sicherheit
Zunächst haben wir alle notwendigen Informationen wie z.B. Stückpreis, voraussichtliche Jahresmenge, technische Spezifikation und qualitative Anforderungen zum Produkt aufgenommen. Mit diesen Informationen überprüften wir zunächst mittels einer Value Analysis das Produkt auf unnötige Kosten. Häufig liegt hier viel Potenzial – in diesem Fall war der Hebel aber leider sehr kurz, da das Produkt bereits optimiert wurde.
Vielversprechender war daher ein Lieferantenwechsel. Durch unsere internationalen Partner konnten wir zügig vielversprechende Regionen für genau diese Art von Produkt identifizieren.
Wir haben umfassende Ausschreibungsunterlagen erstellt und diese nach Unterzeichnung der Verschwiegenheitserklärung an die identifizierten Lieferanten versendet. Indem wir das Gros der Ausschreibung geleitet haben, konnten viele Fragen (wie z.B. nach Toleranzkriterien) geklärt werden, ohne unseren Kunden damit zu belasten und weitere Ressourcen auf Kundenseite zu binden. Nach Angebotsauswertung und -vergleich wurden relevante Bieter identifiziert und Musterlieferungen beauftragt. Die detaillierten Informationen zu Beginn des Second Sourcing Prozesses und unsere strukturierte Suche wurden durch insgesamt gute Muster- und Serienlieferungen belohnt, so dass wir letztendlich ausreichend geeignete Lieferanten in der engeren Auswahl hatten. Nach den entsprechenden Verhandlungsrunden konnten wir dann den, für dieses Projekt am besten geeigneten, Lieferanten unserem Kunden vorschlagen.
Im Ergebnis konnten wir so eine Kostenreduktion von ca. 45% erzielen.
Das Projekt wurde zum Erfolg für unseren Kunden, den neuen Lieferanten und uns!
Second Sourcing als strategischer Vorteil
Grundsätzlich ist es wichtig bei dem bestehenden Lieferantenstamm auf die Balance of Power zu achten und den Hebel zu seinem Vorteil zu nutzen. Nicht zu unterschätzen ist hierbei auch die Psychologie: Aussagen wie „Ihr seid sowieso gesetzt“ in Verbindung mit einer langjährigen ausschließlichen Zusammenarbeit, ohne auch nur den Ansatz von Benchmarks ermöglicht es Lieferanten, sich in Ihrer Komfortzone bequem zu machen. Förderlich ist dies weder für das Preislevel, die Qualität, geschweige denn die Innovationsfähigkeit der Zusammenarbeit.
Wie viele Single Sources habt ihr im Portfolio – wo findet ihr keine Alternativen? Lasst uns gemeinsam herausfinden, wie wir das Risiko minimieren und Kosten senken können!